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Site-specific Intervention
Kunstraum Mariendom Linz, 2024
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Artist Statement:
“werden is movement and transformation. As a floating, glowing statement within the sacred space, it challenges rigid patterns and ways of thinking, initiates creative processes, and opens a dialogue between the transcendent and the human.”
Martin Hochleitner, Director of the Salzburg Museum
: “Judith Huemer’s practice is deeply authentic, consistently reflecting on her own role in society — as an artist, as a woman — and entering into diverse spheres of reference. With werden, she offers a subtle yet powerful intervention: a single word that radiates light, altering the perception of the space. The space itself is drawn into a state of transition, oscillating between transcendence and reality. Through this work, Huemer invites visitors to encounter this significant site anew — to be experienced in an entirely new way.”
(Excerpt from the opening speech, October 4, 2024)
In the tower chapel, a glass script in glowing neon pink hovers 3.5 meters above the ground, immediately drawing the visitor’s gaze. Suspended from the keystone of the vaulted ceiling, the light object bathes the space in saturated color, establishing a striking contemporary focal point within the historical sacred architecture. Its placement invites visitors to move through the space, discovering the work from multiple perspectives.
The word becomes legible when standing beneath it, looking upward: written in sweeping, gestural script, the word werden cuts diagonally across the space as a radiant statement. The highs and lows of the handwritten letters — drawn from the artist’s own handwriting — stand in deliberate contrast to the rigor and symmetry of the Neo-Gothic interior, creating, together with the neon light, a transformed spatial experience.
The handwriting, appearing like a fleeting note, introduces a deeply human dimension into the space. As with much of Judith Huemer’s practice, the work is connected to the autobiographical, conceived during the artist’s pregnancy. The light object references the philosophical understanding of Gilles Deleuze and Claire Parnet, who ascribe a special significance to the notion of becoming:
“Becoming is never imitating, never ‘doing like,’ never conforming to a model.”
(Dialogues, Gilles Deleuze/Claire Parnet, edition suhrkamp, 1980, p.10)
“The script object and the very term itself strike me, in the current exhibition context, as an exceptionally apt impulse to rethink familial structures, relational networks, and group dynamics. It allows for the deconstruction of established patterns and opens the possibility of breaking through rigid mental frameworks — of entering into motion through becoming and initiating a creative, open-ended process,” says the artist.
In her practice, Judith Huemer approaches sites and spaces in unconventional ways, questioning role attributions and collective appropriations. Her work spans installations and interventions, videos, photographs, and participatory performances. Vivid, color-saturated expression is a hallmark of her visual language. In Huemer’s work, everyday observations and materials undergo artistic transformation, reflecting existential or societal frictions.
Martina Gelsinger, Kuratorin & Kunsthistorikerin im Rahmen von DonnaStage: Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie
Artist Statement: „werden ist Bewegung und Transformation. Als schwebendes, leuchtendes Statement im sakralen Raum stößt es die Reflexion über starre Muster und Denkstrukturen an, setzt kreative Prozesse in Gang und eröffnet den Dialog zwischen Transzendentem und Menschlichem.“
Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums:
„Es ist eine sehr authentische Kunst, die immer auch die eigene Rolle in der Gesellschaft, als Künstlerin, als Frau reflektiert und mit der Judith Huemer in verschiedene Bezugswelten tritt. Es ist eine ganz feine Intervention mit der Judith Huemer die Besucher*innen hier konfrontiert: Ein Wort, das mit Licht operiert und den Raum verändert. Ein Raum, der zwischen Transzendenz und Realität in einen transitorischen Zustand geführt ist. Mit der Intervention, dem Lichtobjekt „werden“ macht Judith Huemer diesen wichtigen Ort ganz neu erlebbar.“
(Zitat, Eröffnungsrede, 4.10.2024)
In der Turmkapelle zieht ein gläserner Schriftzug in leuchtendem Neon-Pink, der in einer Höhe von 3,5 m im Raum schwebt, die Aufmerksamkeit der Besucher*innen auf sich. Das vom Schlussstein des Gewölbes hängende Lichtobjekt taucht den Raum in farbintensives Licht und schafft einen in der Gegenwart verankerten Blickpunkt im historischen Sakralraum. Die Positionierung des Objektes regt die Besucher*innen an, sich durch den Raum zu bewegen. Der Text erschließt sich unter dem Schriftkörper stehend, mit Blick nach oben: in schwungvoller Handschrift ragt der Schriftzug „werden“ als leuchtendes Statement diagonal durch den Raum.
Die Höhen und Tiefen der Serifen der Buchstaben – die Künstlerin hat dafür ihre eigene Handschrift eingesetzt – stehen im Gegensatz zur Strenge und Symmetrie des neugotischen Raums und schaffen zusammen mit dem Neonlicht eine neue Raumerfahrung.
Die Handschrift bringt als scheinbar flüchtige Notiz eine menschliche Dimension in den Raum. Das Werk steht – wie ein großer Teil des Schaffens von Judith Huemer – in Verbindung mit Autobiografischem und entstand während ihrer Schwangerschaft. Das Lichtobjekt bezieht sich auf das philosophische Verständnis von Gilles Deleuze und Claire Parnet, die dem „werden“ eine besondere Bedeutung zuschreiben: „werden, das ist niemals nachahmen, auch nicht, es einem Modell gleichtun oder sich ihm angleichen. (Dialoge, Gilles Deleuze/Claire Parnet, edition suhrkamp, 1980, S. 10)“
„Das Schriftobjekt und der Begriff erscheinen mir im aktuellen Ausstellungskontext als ein äußerst treffender Impuls, um familiäre Strukturen, Beziehungsgeflechte sowie Dynamiken innerhalb Gruppen- und Gemeinschaftskonstellationen neu zu denken. Es ermöglicht eine Dekonstruktion etablierter Muster und bietet die Chance, starre Denkstrukturen aufzubrechen, über das werden in Bewegung zu kommen und einen kreativen und offenen Prozess in Gang zu setzen“, so die Künstlerin.
In ihrer künstlerischen Praxis begegnet Judith Huemer Orten und Räumen auf unkonventionelle Weise. Sie hinterfragt Rollenzuschreibungen und kollektive Vereinnahmungen. Ihr Werk umfasst Installationen und Interventionen, Videos, Fotografien und Performances mit partizipatorischem Ansatz. Markant sind ihre farbintensiven Ausdrucksformen. In Judith Huemers Arbeiten erfahren alltägliche Beobachtungen und Materialien eine künstlerische Umdeutung, die existenzielle oder gesellschaftliche Reibungen reflektiert.
Martina Gelsinger, Kuratorin & Kunsthistorikerin im Rahmen von DonnaStage: Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie
© Judith Huemer 2025