exhibition views
Upper Austrian State Collection, Linz, 2023/24
Exhibition on the occasion of the Photography Awards

HEADQUARTERS

Excerpt from the Opening Speech by Sara Jonas, Curator of the Exhibition 2023/24
“It touches me, or I touch it – it takes root within me – it longs to be thought – it is allowed to be beautiful – it is my life.” With these brief sentences, Judith Huemer reflects on her own artistic process. They originate from her 2013 work Ping-Pong, which is also part of this exhibition, and they point directly to key themes of her practice – which spans photography, video, and installation:

Touch – both as a physical gesture and as an emotional encounter that extends further, touching our intellect and prompting reflection.
Nestling – the ideas and thoughts that her works set in motion, which can open new mental spaces for the viewer.
Beauty – in the sense of aesthetic and formal aspiration. Huemer’s works contain a sensuality that concerns and engages us.
And finally, life itself – the point of departure for her practice is her own life: her experiences become impulses to reflect on questions that reach beyond the personal into the social.

During the preparations for this exhibition, Judith shared with me that movement – the constant forward momentum – and the encounters and experiences along the way are essential to her artistic work. This is reflected in the jury’s statement for her award:

“With Judith Huemer, the state prize is awarded to an artist who knows how to stage visually and verbally powerful narratives. Often, it is just small observations or everyday provocations that trigger Huemer’s work. In them, however, she recognizes stereotypical behaviors of society and responds with a joyful act of resistance.” This joyful resistance, often tinged with humor, is palpable in all of Huemer’s works.

During the first global lockdown of 2020, international air traffic nearly came to a standstill – an unprecedented event in our world shaped by global trade and travel. Reduced emission levels were measurable in the air and visibly altered the sky itself. This everyday observation became the starting point for Huemer’s Blue Sky Monument. She documented the brilliantly blue, aircraft-free sky with her camera. Friends and colleagues from Austria and abroad, encouraged by the artist, also photographed “their” skies and contributed these images to the series.
As a result, the work takes on a collective dimension, expanding the artist’s individual perspective and inviting reflection on the bigger picture. At the same time, this collaborative effort became a counterpoint to the isolation many experienced during the social restrictions of the lockdown. From the large-scale societal traces that we leave on this world – explored in Blue Sky Monument – Huemer leads us to the intimate, corporeal traces of her series Headquarters.

Since 2021, this ongoing body of work has been addressing themes such as corporeality, the significance and attribution of textile materials within artistic discourse, and moments of exception within everyday life. For these seemingly abstract images, the artist uses an ordinary flatbed scanner to capture parts of her own body. The folds of the clothing she wears create accidental line structures and gradients of color, leaving the physical presence palpable in the image.
She then prints these performative scans onto velvet, lending the two-dimensional image an object-like quality. Velvet, traditionally associated with nobility, opulence, and costliness, is humorously subverted by Huemer’s everyday interventions. In Headquarters, the artist explores the interplay between humans and folds – between our bodies and their material envelopes.

Auszug Eröffnungsrede Sara Jonas, Kuratorin der Ausstellung 2023/24
„es berührt mich, oder ich berühre es – es nistet sich ein – es will gedacht werden – es darf auch schön sein – es ist mein leben“ Mit diesen kurzen Sätzen reflektiert Judith Huemer auf ihre eigene Arbeitsweise. Sie finden sich in der 2013 entstandenen Arbeit Ping-Pong, die auch Teil der Ausstellung ist und verweisen ganz wesentlich auf Kernthemen von Judith Huemers Kunst, die neben Fotografien auch Videos und installative Werke umfasst: Berührung – im Sinne einer körperlichen Geste, aber ebenso im Sinne eines emotionalen berührt Werdens, das gleichzeitig immer darüber hinaus geht und auch unseren Intellekt, unser Nachdenken berührt.
Einnisten – Ideen und Gedanken, die die Künstlerin in ihren Werken aufwirft, und die in unseren Köpfen neue Denkräume eröffnen können.
Schönheit – auch im Sinne eines ästhetischen und gestalterischen Anspruchs. Judith Huemers Werke bergen eine Sinnlichkeit in sich, die uns angeht, die uns anspricht. Und letzten Ende das Leben – Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ist das eigene Leben. Die Erfahrungen, die sie macht und die sie dazu anregen, darüber hinaus gehend auf gesellschaftliche Fragen zu reflektieren. In den Vorbereitungen der Ausstellung hat mir Judith erzählt, dass Bewegung – das ständige Voranschreiten – und die Begegnungen und Erlebnisse, die sie dabei macht, ganz wesentlich ist für ihr künstlerisches Arbeiten. So findet sich in ihrer Jurybegründung folgender sehr vielsagende Satz:
„Mit Judith Huemer geht der Landespreis an eine Künstlerin, die es versteht, bild- und wortgewaltige Erzählungen zu inszenieren. Meist sind es nur kleine Beobachtungen oder alltägliche Provokationen, die Judith Huemer triggern. In ihnen erkennt sie jedoch stereotype Verhaltensweisen der Gesellschaft und reagiert auf diese mit lustvollem Widerstand.“  

Dieser lustvolle Widerstand, den Huemer oft auch mit einer Prise Humor würzt, ist wesentlich in all ihren Werken spürbar.  

Im Zuge des ersten globalen Corona-Lockdowns 2020 kam der internationale Flugverkehr beinahe gänzlich zum Erliegen. Ein bis heute einzigartiges Ereignis, mit Blick auf unsere vom globalen Handel und dem weltweiten Reiseverkehr geprägten Welt. Die reduzierten Emissionswerte waren in der Luft messbar und wirkten sich auch optisch auf das Bild unseres Himmels aus. Diese Alltagsbeobachtung bildete den Ausgangspunkt für Huemers Blue Sky Monument. Dabei dokumentierte sie den strahlend blauen, vom Flugverkehr freien Himmel mit ihrer Kamera. Dazu kamen Fotografien von Freund*innen und Kolleg*innen aus dem In- und Ausland, die auf Anregung der Künstlerin „ihren“ Teil des Himmels ablichteten und die Bilder für die Serie zur Verfügung stellten.
So kommt dem Werk ein kollektiver Moment zu, der die individuelle Perspektive der Künstlerin erweitert und Rückschlüsse auf das große Ganze ermöglicht. Andererseits bildete genau dieses gemeinschaftliche Arbeiten einen Gegenentwurf zu dem Gefühl der Vereinzelung, das viele Menschen in Zeiten sozialer Kontaktbeschränkungen während des Lockdowns verspürten.
Von den großen gesellschaftlichen Spuren, die wir in unserer Welt hinterlassen und denen sich Judith Huemer in ihrem Blue Sky Monument gewidmet hat, kommen wir nun zu den kleinen, körperlichen Spuren in der Serie Headquarters.  

Die seit 2021 fortlaufende Serie der Headquarters verhandelt Themen wie Körperlichkeit, die Bedeutung und Zuschreibung textiler Materialien im künstlerischen Diskurs, sowie Momente des Besonderen in ganz alltäglichen Situationen. Für die auf den ersten Blick abstrakten Bilder greift die Künstlerin auf ein herkömmliches Scangerät zurück und lichtet damit Teile ihres eigenen Körpers ab. Die Falten der Kleidung, die sie dabei trägt, führen zu zufälligen Liniengefügen und Farbverläufen. Das Körperhafte bleibt im Bild immanent spürbar. Im Anschluss druckt die Künstlerin ihre performativen Setzungen auf Samtstoff. Dies gibt dem zweidimensionalen Scan einen objekthaften Charakter. Auszug Eröffnungsrede Sara Jonas, Kuratorin der Ausstellung 2023/24
„es berührt mich, oder ich berühre es – es nistet sich ein – es will gedacht werden – es darf auch schön sein – es ist mein leben“ Mit diesen kurzen Sätzen reflektiert Judith Huemer auf ihre eigene Arbeitsweise. Sie finden sich in der 2013 entstandenen Arbeit Ping-Pong, die auch Teil der Ausstellung ist und verweisen ganz wesentlich auf Kernthemen von Judith Huemers Kunst, die neben Fotografien auch Videos und installative Werke umfasst: Berührung – im Sinne einer körperlichen Geste, aber ebenso im Sinne eines emotionalen berührt Werdens, das gleichzeitig immer darüber hinaus geht und auch unseren Intellekt, unser Nachdenken berührt.
Einnisten – Ideen und Gedanken, die die Künstlerin in ihren Werken aufwirft, und die in unseren Köpfen neue Denkräume eröffnen können.
Schönheit – auch im Sinne eines ästhetischen und gestalterischen Anspruchs. Judith Huemers Werke bergen eine Sinnlichkeit in sich, die uns angeht, die uns anspricht. Und letzten Ende das Leben – Ausgangspunkt ihrer Arbeiten ist das eigene Leben. Die Erfahrungen, die sie macht und die sie dazu anregen, darüber hinaus gehend auf gesellschaftliche Fragen zu reflektieren. In den Vorbereitungen der Ausstellung hat mir Judith erzählt, dass Bewegung – das ständige Voranschreiten – und die Begegnungen und Erlebnisse, die sie dabei macht, ganz wesentlich ist für ihr künstlerisches Arbeiten. So findet sich in ihrer Jurybegründung folgender sehr vielsagende Satz:
„Mit Judith Huemer geht der Landespreis an eine Künstlerin, die es versteht, bild- und wortgewaltige Erzählungen zu inszenieren. Meist sind es nur kleine Beobachtungen oder alltägliche Provokationen, die Judith Huemer triggern. In ihnen erkennt sie jedoch stereotype Verhaltensweisen der Gesellschaft und reagiert auf diese mit lustvollem Widerstand.“  

Dieser lustvolle Widerstand, den Huemer oft auch mit einer Prise Humor würzt, ist wesentlich in all ihren Werken spürbar.  

Im Zuge des ersten globalen Corona-Lockdowns 2020 kam der internationale Flugverkehr beinahe gänzlich zum Erliegen. Ein bis heute einzigartiges Ereignis, mit Blick auf unsere vom globalen Handel und dem weltweiten Reiseverkehr geprägten Welt. Die reduzierten Emissionswerte waren in der Luft messbar und wirkten sich auch optisch auf das Bild unseres Himmels aus. Diese Alltagsbeobachtung bildete den Ausgangspunkt für Huemers Blue Sky Monument. Dabei dokumentierte sie den strahlend blauen, vom Flugverkehr freien Himmel mit ihrer Kamera. Dazu kamen Fotografien von Freund*innen und Kolleg*innen aus dem In- und Ausland, die auf Anregung der Künstlerin „ihren“ Teil des Himmels ablichteten und die Bilder für die Serie zur Verfügung stellten.
So kommt dem Werk ein kollektiver Moment zu, der die individuelle Perspektive der Künstlerin erweitert und Rückschlüsse auf das große Ganze ermöglicht. Andererseits bildete genau dieses gemeinschaftliche Arbeiten einen Gegenentwurf zu dem Gefühl der Vereinzelung, das viele Menschen in Zeiten sozialer Kontaktbeschränkungen während des Lockdowns verspürten.
Von den großen gesellschaftlichen Spuren, die wir in unserer Welt hinterlassen und denen sich Judith Huemer in ihrem Blue Sky Monument gewidmet hat, kommen wir nun zu den kleinen, körperlichen Spuren in der Serie Headquarters.  

Die seit 2021 fortlaufende Serie der Headquarters verhandelt Themen wie Körperlichkeit, die Bedeutung und Zuschreibung textiler Materialien im künstlerischen Diskurs, sowie Momente des Besonderen in ganz alltäglichen Situationen. Für die auf den ersten Blick abstrakten Bilder greift die Künstlerin auf ein herkömmliches Scangerät zurück und lichtet damit Teile ihres eigenen Körpers ab. Die Falten der Kleidung, die sie dabei trägt, führen zu zufälligen Liniengefügen und Farbverläufen. Das Körperhafte bleibt im Bild immanent spürbar. Im Anschluss druckt die Künstlerin ihre performativen Setzungen auf Samtstoff. Dies gibt dem zweidimensionalen Scan einen objekthaften Charakter.
Dem Material Samt wird ja gemeinhin Eigenschaften wie edel, imperial und kostspielig zugeschrieben. Mit ihrer alltäglichen Intervention des Setzens konterkariert Huemer augenzwinkernd diese Zuschreibungen. In der Serie der Headquarters erkundet die Künstlerin die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Menschen und Falten, unserem Körper und dessen stofflicher Hülle.



© Judith Huemer 2025